In den letzten Mitgliedervorstellungen wurden jeweils Betriebe vorgestellt, die ganz klassisch unserem Mitgliederprofil als Citymarketingverein entsprechen. Sehr stolz sind wir zudem auf die Mitglieder, die unsere Arbeit freiwillig und ohne direkten Bezug zur Innenstadt unterstützen. Das sind in Tettnang beispielsweise Betriebe in Industrie, Handwerk und Touristik, die wir künftig gerne auch in loser Folge vorstellen werden. So hat es uns sehr gefreut, dass wir von Bernhard Bentele, Hauptabteilungsleiter Personal der ifm group services, zum Gespräch eingeladen wurden.
Seit der Gründung 1969 hat sich die ifm, deren Hauptsitz sich in Essen befindet, zu einem der größten Arbeitgeber in der Region entwickelt. Es ist ein echter Gewinn für die Stadt, dass sich die ifm auch sozial in verschiedenen Bereichen engagiert und viel Wert auf regionale Präsenz legt. Bei unseren Mitgliedervorstellungen geht es uns um einen persönlichen Einblick in die Firmen und so waren wir zu Beginn etwas unsicher, wie wir diese Mitgliedervorstellung in das bekannte Format bringen. Wir haben uns entschieden, auf eine Konzernvorstellung zu verzichten und an dieser Stelle die persönlichen Eindrücke unserer Citymanagerin Ann Bauer wiederzugeben. Zur besseren Lesbarkeit übernehmen wir auch die umgangssprachliche Bezeichnung “die ifm“ und unterscheiden nicht zwischen den einzelnen Firmierungen zu unterscheiden. Legen wir los:
Ann Bauer ist zu Gast bei Bernhard Bentele
Von all den sechs Interviews, die ich bislang für Tettnang erleben führen durfte, habe ich mir über dieses vorab die meisten Gedanken gemacht. Wie schaffe ich es, einen weltweit agierenden Konzern in einem leicht lesbaren Artikel vorzustellen? Diese Frage noch im Hinterkopf bin ich beeindruckt, als der freundliche Mitarbeiter des Werkschutzes mir einen Parkplatz direkt gegenüber dem Haupteingang zuweist und ich nach Eintrag ins Besucherbuch innerhalb von wenigen Augenblicken einen Werksausweis von den gut gelaunten Damen am Empfang überreicht bekomme. Bernhard Bentele holt mich wenige Augenblicke später selbst am Empfang ab und startet mit einer kleinen Werksführung. Durch die Produktion gehend, fällt mir auf, dass uns alle Mitarbeiter herzlich grüßen. Darauf angesprochen verweist Bernhard Bentele auf das gute Betriebsklima bei der ifm. Unser Gespräch verläuft flüssig, auf alle meine Fragen antwortet er ehrlich und direkt. Es steckt kein Briefing der Presseabteilung dahinter.
Auf den ersten 300 Metern verliere ich meinen Gäste-Werksausweis. Bernhard Bentele bemerkt es lachend und erspart mir so glücklicherweise eine peinliche Situation beim späteren Verlassen des Werksgeländes. An dieser Stelle möchte ich meine früheren Kollegen grüßen: Werksausweise verlieren kann ich noch immer sehr gut!
Bis wir im Besprechungsraum ankommen, weiß ich, dass die ifm regelmäßig ein jährliches Wachstum von 10% aufweist und in den nächsten sechs Jahren ein beeindruckendes Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro am Standort Tettnang plant. Von den über 8500 Mitarbeitern weltweit arbeitet etwas über die Hälfte am Standort Tettnang, wobei damit alle verschiedenen Firmierungen und die regionalen Standorte gemeint sind.
Trotz der Konzernstrukturen ist die ifm bis heute ein Familienunternehmen, das sich auch ganz klar ihrer Unternehmensphilosophie verpflichtet und viele eigene Standards hat, die sehr positiv über gesetzliche Mindeststandards hinausgehen. Auch hat die ifm einen eigenen Solidaritätsverein gegründet, mit dem in Not geratenen Mitarbeitern schnell und unkompliziert geholfen werden kann. Dass es bei der ifm noch nie betriebsbedingte Kündigungen gegeben hat, erfahre ich in einem Nebensatz. Auch dies scheint selbstverständlich zu sein. Obwohl sich der Hauptsitz der ifm in Essen
befindet, sprechen wir häufiger über schwäbisches Unternehmertum und schwäbisches Understatement.
Jetzt möchte ich noch mehr über den Menschen Bernhard Bentele erfahren, der unser Ansprechpartner bei Tettnang erleben ist.
Seinen beruflichen Werdegang hat er mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann bei der ifm begonnen. Im Anschluss daran erwarb er bei der ifm noch einen Abschluss als Diplom-Betriebswirt an der Dualen Hochschule (damals noch BA). „Ich habe mich damals frühzeitig für den Personalbereich entschieden, da es eine sehr vielseitige Aufgabe ist“ berichtet er und in den letzten knapp 25 Jahren hat er viele verschiedene Positionen bekleidet. Unter anderem war er auch 13 Jahre Ausbildungsleiter. „Gerade aktuell hatte ich diese Funktion wieder kommissarisch übernommen, damit eine Kollegin nach der Elternzeit wieder auf ihre alte Position zurückkehren konnte.“ Eine qualitativ hochwertige Ausbildung liegt ihm am Herzen. Insgesamt 150 Azubis sind bei der ifm beschäftigt. Auch der Nachwuchs für Führungspositionen wird gerne aus den eigenen Reihen rekrutiert, während in der Montage auch viele Berufswechsler eingesetzt werden. Das Thema interessiert mich sehr und ich frage weiter nach.
Bernhard Bentele berichtet über das relativ neue Mitarbeiterentwicklungs-Programm “Grow“. Über einen Zeitraum von 1,5 Jahren und in verschiedenen Modulen können sich Mitarbeitende das Handwerkszeug für künftige Führungsaufgaben aneignen. „Nach der Absolvierung des Programms gibt es keine Garantie auf eine Führungsposition“ berichtet Bentele – es werde allerdings schon darauf geachtet, nicht zu viele Mitarbeitende für das zeit- und somit auch kostenaufwändige Programm zu nominieren. Neben internen und externen Coachings beinhaltet “Grow“ auch einen Auslandseinsatz und sogenannte “Shadowtage“. Während eines “Shadowtages“ wird eine Führungskraft 1:1 im Arbeitsalltag begleitet. Der “Growee“, wie die Teilnehmenden genannt werden, kann sich so in direkt in der Praxis auf künftige Aufgaben vorbereiten.
Interessant ist auch, dass sich auch amtierende Führungskräfte nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen können, sondern jedes Jahr mindestens 10 Stunden persönliche Entwicklung nachweisen müssen. „So bleiben wir agil und mit unseren Führungsmethoden auf der Höhe der Zeit“ berichtet Bentele.
Bernhard Bentele ist aber nicht nur Führungskraft bei der ifm. Er ist auch Mitglied des Tettnanger Gemeinderats. So entwickelt sich das Gespräch ganz organisch zu verschiedenen Themen, die unsere Stadt betreffen. Die ifm möchte in Tettnang und Umgebung noch sichtbarer werden, erfahre ich. „Wenn Sie nach Friedrichshafen fahren, haben Sie direkt zwei, drei Firmennamen im Kopf. Das möchten wir auch für die ifm erreichen.“ Erreicht werden soll das beispielsweise durch regionale Sportsponsorings wie bei den ifm Razorbacks im American Football oder den Ravensburger Towerstars im Eishockey. Auch lokal in Tettnang haben wir mit der bereits teilweise eröffneten ifm Bike Base im Schäferhofer Wald ist ein tolles Beispiel für eine Kooperation – in diesem Fall mit der Stadt Tettnang und vielen engagierten Jugendlichen. „Wir wollen mehr Präsenz in der Öffentlichkeit. Dafür müssen wir auch unser schwäbisches Understatement ablegen“.
Für uns als Verein Tettnang erleben, der sich vorrangig um die Belange der Innenstadt kümmert, ist es ein Segen, Firmen wie die ifm als Mitglieder zu haben. Zum Abschluss ist mir noch wichtig, mehr über die Sicht der ifm auf die Stadt Tettnang zu erfahren. „Tettnang funktioniert für uns als Standort. Dazu gehört für uns auch, uns lokal zu engagieren. Ich war beispielsweise auch einige Jahre im Vorgängerverein von Tettnang erleben als Vorstandsmitglied dabei und wir hatten auch hier einiges erreicht. Verbesserungspotenzial gibt es ja immer“ schließt Bernhard Bentele das Gespräch.