Zu Gast bei… Bär Brotkultur

Seit 1786 wird Tettnang von der Bäckerei Bär mit frischen Backwaren versorgt. Von ursprünglich weit über zehn Bäckereien gibt es in der Hopfenstadt inzwischen nur noch zwei, die keinen Bäckereiketten angehören. Das verpflichtet. So ist auch Tobias Bär, der ursprünglich eine ganz andere Karriere gestartet hatte, ein bisschen über Umwege zurück nach Tettnang und die Backstube seiner Vorfahren gelangt. Wintersport und insbesondere Snowboarden sind ganz große Themen in seinem Leben. Nach der Ausbildung bei der Bundeswehr zum Militärpolizisten und dem Studium in Heilbronn verwundert es also nicht, dass er bei einem großen Ausstatter für Wintersport landete und dort schlussendlich als Vertriebsmanager eingesetzt war.

„Aber ich habe mich der Bäckerei verbunden gefühlt“ so Bär „und dann musste eine Lösung gefunden werden“. Die fand sich, indem Tobias nicht nur in die heimische Bäckerei zurückgekehrt ist, sondern auch Tettnangs Snowboardladen „Love Snowboarding“ gründete. So kann er seine beiden Leidenschaften verbinden und durch die räumliche Nähe der beiden Geschäfte lässt sich das auch gut verbinden. Die Bäckerei hat er seit 7 Jahren von seinem Vater, dem Tettnanger Urgestein Hansjörg “Hase“ Bär übernommen, ist aber froh, dass sein Vater noch fast jeden Tag in der Backstube steht. „Ich würde ja keinen Mitarbeiter finden, der so sehr im Interesse des Betriebs arbeitet“ sagt er dazu und man kann es absolut nachvollziehen.

Wir von Tettnang erleben besuchen die Bäckerei an einem Sonntag Ende August. Zum ersten Mal, seit der Sonntagsverkauf erlaubt ist, hat die Bäckerei in diesem Sommer für vier Sonntage geschlossen. Der allgemeine Personalmangel trifft auch die Bäckerei. „Das heißt aber noch lange nicht, dass wir nicht arbeiten. Unsere Kunden aus der Gastronomie werden natürlich trotzdem beliefert“ und so ergibt sich für uns die Möglichkeit, an einem etwas ruhigeren Morgen über die Schulter zu schauen und zu erfahren, wie traditionell in dieser Backstube noch gearbeitet wird.

„Die Rohstoffpreise sind stark gestiegen und da eine Bäckerei natürlich viel Energie benötigt, ist die Situation für uns nicht leicht. Aber jammern möchte ich auf keinen Fall, das liegt mir absolut fern!“ sagt Tobias Bär, während er eine Großbestellung Brötchen nach und nach in den Ofen schiebt. „Wir beliefern viele Feste in der Gegend mit unseren Backwaren. Wer sollte das denn machen, wenn es nur noch Bäckereiketten gibt?“ fragt er und wir haben keine Antwort darauf.

Auf die Farmerseelen ist er besonders stolz. „Die haben mein Bruder und mein Vater gemeinsam entwickelt und hier in der Region wurden sie zwar schon oft versucht zu kopieren, aber bislang sind sie noch ungeschlagen“ sagt er verschmitzt grinsend. Und wir können nur zustimmen; hat uns das Angebot, dass wir uns an den frischen Backwaren bedienen können, doch auch direkt zu den Farmerseelen geführt.

Beeindruckend für einen Hobbybäcker sind die Mengen, die verarbeitet werden und die Maschinen, die dazu benutzt werden. „Backen ist keine Raketenwissenschaft, aber es gehört Fingerspitzengefühl dazu. Dann ist es egal, ob 500 Gramm oder 35 Kilo Mehl verarbeitet werden“, berichtet Tobias Bär, während die nächste Ladung Brötchen aus dem Ofen geholt wird.

Hitzefest muss man in einer Backstube allerdings sein, der Ofen sorgt für ordentlich Temperatur im Raum. Wir auf jeden Fall haben uns sehr über den Einblick in die Backstube gefreut und kommen -dann gerne im Winter- jederzeit sehr gerne wieder vorbei.